Die Entstehung der Freiwilligen Feuerwehr Ried im Innkreis

Laut der Feuerpolizei-Ordnung für das Erzherzogtum ob der Enns war jede Ortsgemeinde verpflichtet, mindestens eine vollkommen brauchbare Fahrspritze mit Ausrüstung sowie eine Handspritze für den Brandschutz zu besitzen. Bereits 1791 lieferte daher die Braunauer Firma GUGG an die Marktgemeinde Ried eine moderne Windkugelspritze. Diese war im Rathaus stationiert (daher die Bezeichnung „Gemeindespritze“).

Die Verwendung der Geräte und die Leitung bei Feuersbrünsten oblag den Zünften. Außerdem war gemäß der Feuerlösch-Ordnung jedermann, der in Ried seinen Wohnsitz hatte, verpflichtet, unentgeltliche Dienste zu leisten, sofern er nicht durch Abwesenheit oder körperliche Gebrechen daran gehindert war.

Im Jahre 1846 wurde in Ried das Turnen eingeführt. Die Marktgemeinde ersuchte daraufhin die Turner, eine sogenannte „Turnerfeuerwehr“ zu gründen, die den Brandschutz organisiert bzw. übernimmt. Bürgermeister Stockhammer richtete im Jahre 1865 ein Schreiben an den Turnverein (1848 Ried), dieser möge die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr nach dem Muster der bayerischen Nachbarstädte in die Wege leiten. Bei einer Versammlung am 10. September 1865 wurde der Beschluss zur „de facto-Gründung“ gefasst, bei der 28 Mann spontan ihren Beitritt erklärten. Die Statuten wurden schließlich am 12. Februar 1866 von der k. k. Statthalterei genehmigt. Mit der „de jure-Gründung“ war die Feuerwehr Ried nun auch rechtlich existent. Die Stadtgemeinde bewilligte die entsprechenden finanziellen Mittel und stellte das „Steigerhaus“ im Theatergebäude am Holzplatz – heute Stelzhamerplatz – zur Verfügung.

Bild: Feuerwehrhaus am Holzplatz

Bild: Sanitätsabteilung der FF Ried

Am 21. April 1866 hielt die Stadtgemeinde eine Bürgerversammlung ab, um aus allen Schichten der Bevölkerung Männer für den Beitritt zur Feuerwehr zu gewinnen. 76 Männer fühlten sich angesprochen, traten daraufhin ein und wählten den beim Bau der Eisenbahn beschäftigten Bau-Eleven Ludwig Reiter zu ihrem Hauptmann (heute Kommandant).

Von der Feuerwehr wurde – so wie in Bayern – ab 1905 auch der Rettungsdienst durchgeführt. Mit einer fahrbaren Tragbahre wurden die Patienten ins Spital gebracht. Erst 1910 wurde ein Sanitätswagen angekauft, für den mit den Lohnkutschern ein „Bespannungsvertrag“ ausverhandelt wurde. Nun konnten auch Patienten von anderen Gemeinden ins Spital transportiert werden.

Zwischen 1903 und 1908 wurde die Feuerwehr Ried um drei Zeugstätten vergrößert, welche am Marktplatz, am Kapuzinerberg und in der Griesgasse zu finden waren.

1904 versorgte die Stadtgemeinde Ried die Bevölkerung mit einer Ortswasserleitung, die auch 24 Oberflurhydranten speiste. Zusammen mit den vier im Folgejahr von der Gemeinde angeschafften Hydrantenwagen beseitigten diese vorerst alle Wassersorgen der FF Ried bei Stadtbränden.

Während der Zeit des ersten Weltkrieges konnte die Brandbekämpfung nur mit Unterstützung des in Ried stationierten Militärs durchgeführt werden, weil ein Großteil der Feuerwehrmänner eingerückt war.

Nach Kriegsende machte die Entwicklung von motorisierten Löschgeräten große Fortschritte. Auch in Ried wollte man mit dieser Entwicklung durch die Gründung eines „Autofonds“ Schritt halten. Zwar halfen Rieder Bürger immer wieder mit Geldspenden und letztwilligen Verfügungen, doch sprengte der Aufwand für eine solche Investition trotzdem den finanziellen Rahmen. Obwohl auch seitens der Gemeinde keine Mittel zu erwarten war, kaufte die FF Ried 1924 aus eigenen Geldern bei der Fa. Rosenbauer eine Anhängemotorspritze an. Zum Betrieb bei Bränden benötigte man allerdings nach wie vor eine Pferdebespannung oder ein Zugfahrzeug. Dies führte immer wieder zu Problemen, da oft erst sehr spät oder gar nicht ausgerückt werden konnte.

Das 1. „Automobil-Löschfahrzeug“ wurde 1931 von der Fa. Rosenbauer erworben. Es ist dies unser „Feuerwehroldtimer MAX“. Als zweites Fahrzeug erhielt die FF Ried in der Zwischenkriegszeit von der aufgelassenen Verkehrsgesellschaft „Oberkraft“ einen Omnibus, den sie als Mannschafts- und Gerätewagen benutzte.

Die Alarmierung der Feuerwehr erfolgte zunächst durch die Turmwächter der Stadtpfarrkirche durch Läuten verschiedener Glocken. Ab 1925 erfolgte sie durch eine Sirene, die zuerst am Rathausturm und in späterer Folge am Turm der Stadtpfarrkirche montiert wurde.

1935 trieb ein Ausschuss die, vom Bundesministerium für Landesverteidigung geforderte, Aktivierung und Gründung einer Luftschutz-Ortsgruppe voran. Als Stadt mit mehr als 5.000 Einwohnern und Sitz einer Bezirkshauptmannschaft wurde Ried als „LS-Ort II. Ordnung“ eingestuft. Für die Einhaltung der vorgegebenen Aufgaben wurde der FF Ried 1944 eine „Fliegerkraftspritze“ (später schweres Löschgruppenfahrzeug LF 15) zugeteilt.

Durch die laufenden Einberufungen zur Wehrmacht wurde der Mannschaftsstand während des zweiten Weltkrieges immer geringer, sodass ab 1944 Mitglieder der Hitler-Jugend (HJ) im Alter von 15 – 17 Jahren im Feuerwehrdienst ausgebildet und in der Brandbekämpfung eingesetzt wurden.

Zum Kriegsende wurden von polnischen und französischen Kriegsgefangenen alle Rieder Feuerwehrhäuser geplündert und dabei furchtbar verwüstet. Aus den Beständen einer aufgelösten Wehrmachtseinheit wurden in dieser Zeit (1945/46) in der Brauerei folgende Feuerwehrfahrzeuge organisiert: 1 LF 15 Henschel, 1 dreiachsiges Universalfahrzeug Steyr 640 mit Seilwinde und 1 Magirus Stahlleiter 17 m. Für das LF 15 und das MTF Steyr mussten allerdings 1948 an das Landes-Verkehrsamt und die BH Ried ein vorgeschriebener Betrag überwiesen werden.

Das erste Tanklöschfahrzeug mit 3.000 Litern, ein Bedford Baujahr 1945 aus amerikanischen Überschussgütern, wurde 1949 gekauft. Aufgrund der zugedachten militärischen Verwendung als Wasserversorgungsfahrzeug, ließ es sich leicht für die Zwecke der Feuerwehr adaptieren. Zur selben Zeit wurden zwei LKW-Wracks des Typs Fordson WOT 6 (Canadaford) angekauft und in der feuerwehreigenen Werkstätte daraus ein zweites TLF gezimmert.

Bild: TLF 3000 Fordson WOT 6 mit Vorbauhochdrucknebelpumpe

Bild: Feuerwehrhaus am Marktplatz

Zwischen 1951 und 1953 wurde ein neues „Zeughaus“ am Marktplatz gebaut. In diesem konnten nun alle Fahrzeuge, Geräte und die Mannschaft zentral untergebracht werden. Ab 1953 wurden überdies 25 Feuerwehrmänner mittels einer drahtlos, ferngesteuerten Klingelanlage alarmiert.

Zum Fortbestand der Feuerwehr wurde in den frühen 50er Jahren auch eine Jugendgruppe gegründet, die bald darauf als erste Gruppe weit und breit das Feuerwehr-Leistungsabzeichen in Bronze erringen konnte (damals noch nach den Bestimmungen für Aktivgruppen!) Einige Mitglieder dieser Gruppe gehören heute noch der FF Ried an (unter anderem Ehren-Kommandant Walter Beham).

In Eigenregie wurde in den folgenden Jahren ein gebrauchter Magirus-Drehleitersatz organisiert und auf einen LKW Mercedes Type 4500 aufgebaut und 1958 in Dienst gestellt. Im Zuge dessen wurde auch ein Großtanklöschfahrzeug mit 6.000 Liter Wassertank aufgebaut, das in erster Linie von der Stadtgemeinde zur Straßenreinigung verwendet wurde.

1965 wurde aus Rücklagen und dem laufenden Budget ein gut erhaltenes Fahrgestell des Typs „Mercedes 322“ angekauft, in der eigenen Werkstätte überholt und von der Firma Rosenbauer als TLF 4000 aufgebaut. Ein Jahr später erhielt die FF Ried von der Stadtgemeinde als „Geburtstagsgeschenk zum 100er“ ein zweites, baugleiches Fahrzeug.

1963 stieg die Feuerwehr von der „Gasmaske“ und dem „Heeresatmer“ auf den umluftunabhängigen Pressluftatmer PA 37 um, der 1968 auch die Grundausrüstung bei der neu gegründeten Feuerwehr-Tauchergruppe stellte. Dieses Gerät schützte die Feuerwehrmänner nämlich nicht nur bei Bränden in verrauchten Räumen, es konnte damit auch getaucht werden.

1986 wurde das Alarmierungssystem durch die Einführung von Pagern wesentlich verbessert und auf den neuesten Stand gebracht.

1988 wurde der erst 1981 gelieferte und für das ganze Innviertel für Fahrzeugbergungen zuständige Autokran ausgetauscht. Seit diesem Jahr gibt es auch die „rund um die Uhr besetzte Bezirkswarnstelle“ bei der FF Ried. Diese ist seit dem 12. Mai 1990 im Feuerwehrhaus in der Brucknerstraße installiert und mit dem Notruf 122 erreichbar. Viele Firmen nützen die Möglichkeit der Überwachung ihrer Betriebe mit Brandmeldeanlagen, die bei der Bezirkswarnstelle angeschlossen sind. Um jene Personen, die in einem Lift stecken bleiben, möglichst schnell aus ihrer misslichen Situation zu befreien, sind bereits viele Aufzugsnotrufanlagen größerer Wohnhäuser bei der Bezirkswarnstelle Ried angeschlossen.

Weitere Sondergruppen bei der FF Ried sind die Höhenrettungs- und die Türöffnungsgruppe.

Bild: Feuerwehrhaus Brucknerstraße im Jahr 2018

Bild: Fuhrpark der FF Ried im Jahr 2018